Archiv für den Monat: September 2013

Vierter Wochenbericht

Datum Tätigkeiten Arbeitsgruppe etc. Legphase/Bemerkungen
Do. 29.08. Mikroskopieren und Fotografieren Plankton (0 – 20 m)
Anfertigung Wochenbericht
Tagesbriefing
Damms/Meyer
Selbst
Fahrtleitung
SUIT, Eisobservation, ca. 40 Adelie-Pinguine

Fr. 30.08. Schichtdienst CTD
Mikroskopieren und Fotografieren Plankton (0 – 20 m)
Isolation Zooplankton für DMSP-Messung
Tagesbriefing/eigener Vortrag School meets Science/Pupils meet Scientists
Klaas
Damms/Meyer
Damms
Fahrtleitung

Kaiserpinguin, erste Eisarbeiten, Anfahrt auf Scholle für erste Eisstation, Handnetz, Sonne mit zwei Halos, SUIT mit Krill

Sa. 31.08. Sicherheitsbriefing Eisarbeit
Eisarbeit: Eisbohrkerne
Tagesbriefing/Vorträge
Freier
Damms
Fahrtleitung
3 Gruppen Adelie-Pinguine, eine davon mit  1100 Tieren, Sicherung der Scholle, erster Einsatz auf dem Eis, sehr lehrreich, Einrichtung Eiscamp

So. 01.09. Vorbereitung Eiscamp
Vorbereitung Analyse Eisbohrkerne (Eisalgen, Zooplankton Brine)
Eisarbeit: Observation Position  für Eisbohrkernentnahme
Freier
Damms

 
Mo. 02.08. Eisarbeit: Eisbohrkerne
Probenaufbereitung, Mikroskopieren, Fotografieren
Lebensgemeinschaft Eisbohrkerne , Isolation Zooplankton für DMSP-Messung
Handnetz (neue Mechanik, 0 – 20 m): Mikroskopieren,
Fotografieren Phytoplankton
Sicherheitsdienst Eiscamp auf Brücke
Tagesbriefing/Vorträge
Damms
Damms/Meyer
Meyer

Fahrtleitung/Crew
Fahrtleitung

3 Minkewale, 10 Kaiserpinguine neben dem Schiff, abends vmtl. drei schlafende Robben (ca. 50 m vom Schiff), Einrichtung Eiscamp, Bohren Löcher für Untereisarbeit

Di. 03.08. Sicherheitsdienst Eiscamp auf Brücke
Mikroskopieren, Fotografieren Lebensgemeinschaft Eisbohrkerne
Isolation Copepoden für DMSP-Messung
Eisarbeit: Eisbohrkerne
Fahrtleitung/Crew
Damms/Meyer
Damms
Damms
2 Pelzrobben, 3 Kaiserpinguine an der Gangway, Domo Tent Helikopter

Die letzten Tage standen ganz im Zeichen der Vorbereitung auf das erste Eiscamp. Dazu musste zuerst einmal eine geeignete Scholle mit Satelliten- und Hubschrauberunterstützung gefunden werden. Diese muss bestimmte Kriterien bzgl. Sicherheit und Heterogenität erfüllen, damit mit den Untersuchungen möglichst viele Kleinstlebensräume im und unter dem Meereis bei maximaler Sicherheit für Mensch und Material erfasst werden können. Das war nach zwei Tagen geschafft und seitdem hat Polarstern an einer geeigneten Scholle, die mehrere Kilometer im Durchmesser misst, festgemacht. Die Scholle driftet mit 0,6 Knoten in nordöstlicher Richtung raus aus der im Uhrzeigersinn verlaufenden Weddellströmung in Richtung des antarktischen Zirkumpolarstroms. Das ist günstig für die Forschungen, da sich zwischen den Strömungen die biotischen und abiotischen Faktoren ändern, die hier mit verschiedenen Methoden erfasst werden.

Um die Scholle auf ihre Eignungsfähigkeit als sicheren Arbeitsplatz zu prüfen betrat zuerst eine Sicherheitsgruppe, die mit Rettungsanzügen, Sicherheitsleinen und Messgeräten ausgestattet war, das Eis. Nachdem dann der sichere Bereich mit schwarzen Flaggen begrenzt worden war, konnte der Aufbau des Eiscamps und die Eisarbeit der verschieden Forschungsgruppen beginnen.

Ich arbeite zur Zeit in einer Arbeitsgruppe, die sich mit den chemischen Verhältnissen und der Lebensgemeinschaft im Meereis befasst. Hier liegt der Schwerpunkt auf der klimarelevanten schwefelorganischen Verbindung DMSP. Diese findet, ausgehend von den Kieselalgen, die sich in den Salzkanälen des Meereises (Brine Chanels) befinden, Eingang in die Nahrungskette. Um dieses näher untersuchen zu können, nehmen wir Eisbohrkerne und schneiden sie in 10 cm dicke Stücke. Das Eis wird dann mit 2 L Seewasser pro 10 cm Eisbohrkern versetzt und bei + 4 °C geschmolzen. Anschließend wird das Schmelzwasser durch ein 20 µm-Netz gefiltert, um die Lebewesen darin , die im Netz hängen bleiben, quantitativ ernten zu können. Diese werden dann unter dem Binokular isoliert, fotografiert und für die DMSP-Messung aufbereitet. Eine deutsche Wissenschaftlerin des AWI misst dann DMSP gaschromatographisch.

Eine schwedische Wissenschaftlerin befasst sich mit Messungen von Quecksilberverbindungen im Eis. Ein deutscher Wissenschaftler, der an einem Institut in Frankreich arbeitet, misst die chemischen Verhältnisse in der Schneeauflage mit besonderem Augenmerk auf klima- und Ozonrelevante Halogenverbindungen. Ein deutsches Team untersucht die Entstehung von Ikait, einer klimarelevanten Calciumcarbonat-Modifikation. Das Tauchteam, das aus deutschen, südafrikanischen und türkischen Wissenschaftlern besteht, beschäftigt sich mit der Ernte von Krilllarven unter dem Eis, die dann von der Arbeitsgruppe der Fahrtleiterin vermessen und physiologisch untersucht werden. Außerdem dokumentieren die Taucher die Struktur der Kleinstlebensräume unter dem Eis. Sie werden dabei von einem australischen Team mit einem Tauchroboter (ROV: Remote Operating Vehicle) unterstützt. Parallel dazu werden weiterhin CTDs gefahren und ein niederländisches und ein russisch/kanadisches Team untersuchen Planktonnetzfänge quantitativ. Das niederländische Team zählt außerdem vom Hubschrauber aus Vögel und Säugetiere. So entsteht durch internationale und interdisziplinäre Zusammenarbeit ein möglichst umfassendes Bild des Lebensraumes Meereis. An diesem Prozess aktiv beteiligt zu sein, ist für mich eine tägliche Freude und so ganz nebenbei nehmen die Planungen für geeignetes Unterrichtsmaterial in meinem Kopf immer konkretere Formen an. Besser, aktueller und näher dran geht nicht. Ich bin jeden Tag dankbar für diese außergewöhnliche Zeit auf Polarstern.

Herzliche Grüße aus dem Weddellmeer

Torsten Nitsch

To be continued.