Neunter (und letzter) Wochenbericht

Datum Tätigkeiten Arbeitsgruppe etc. Legphase/Bemerkungen
Di. 08.10. Computerarbeit: Diavortrag
Computerarbeit: Tätigkeitsbericht
Umpacken Auftriebskörper
Sedimentfalle, Packen Mikroskope
HHG
Bezirksregierung
Klaas
Fahrt in östlicher Richtung,
Zügelpinguine, Pelzrobben
Mi. 09.10. Schichtdienst CTD
Abbau DOMO Tent, Verstauen Tauchausrüstung
Tagesbriefing/Vorträge
Klaas
FreierFahrtleitung
Blas von drei Großwalen,
Zügelpinguine, Southern ACC
Do. 10.10. Schichtdienst CTD
Tagesbriefing/Vorträge
Klaas
Fahrtleitung
Polarfront passiert
Fr. 11.10. Schichtdienst CTD
Tagesbriefing/Vorträge
Klaas
Fahrtleitung
Ende CTDs, KursKapstadt
Sa. 12.10. Computerarbeit: Diavortrag
Verstauen Mikroskoplabor
Tagesbriefing/Vorträge
HHG
Klaas
Fahrtleitung
So. 13.10. Computerarbeit: Wochenbericht
Putzen Labore
Tagesbriefing/Vorträge
HHG
Klaas
Fahrtleitung

In dieser Woche wurden die letzten wissenschaftlichen Arbeiten an Bord beendet. Dazu stand noch einmal ein CTD-Transekt an. Entlang des nullten Längengrades (Greenwich) wurde in nördlicher Richtung alle 30 Seemeilen eine CTD-Sonde auf 1000 m abgelassen und die Wasserproben aus unterschiedlichen Tiefen untersucht. Die Breitengrade wurden dabei so gewählt, dass alle unterschiedlichen Strömungen und Wassermassen, die man passiert, wenn man die Antarktis in nördlicher Richtung verlässt, erfasst wurden. Dazu gehört zum Beispiel die große Meeresströmung, die die Antarktis im Uhrzeigersinn umfließt (ACC: Antarctic Circumpolar Current) und die Antarktis sozusagen vom Rest der Welt isoliert. Wenn unterschiedliche Wassermassen aufeinandertreffen, die Wissenschaftler sprechen von Fronten, dann ist das häufig mit einem Aufströmen von Tiefenwasser verbunden (upwelling). Dadurch werden Mineralien aus der Tiefsee in die oberen Wasserschichten transportiert, wo sie von Planktonalgen aufgenommen werden, die sich gut vermehren und den Anfang der Nahrungskette bilden. So wurden zwischen den CTDs dann auch Planktonnetze gefahren, um das Leben in den unterschiedlichen Wassermassen mengenmäßig erfassen zu können.

Für mich bedeutete das Schichtdienst von 04.00 – 12.00 Uhr. Wenn die CTDs hochkamen, habe ich erst einmal mehrere Wasserproben aus unterschiedlichen Tiefen entnommen, die dann aufbereitet werden mussten. Einige der Proben wurden durch verschiedene Filter gesaugt, so dass die Schwebeteilchen im Wasser auf dem Filter hängenblieben. Daran wurde dann zum Beispiel der Chlorophyllgehalt untersucht, der Auskunft über die Algenmenge (Phytoplankton) gibt. Diese Untersuchung erfolgte bereits an Bord. Andere Filter mussten getrocknet und für den Transport nach Bremerhaven vorbereitet werden. Dort wird dann u. a. der Kohlenstoffgehalt der Filter untersucht, der Rückschlüsse auf das Phyto- und Zooplankton zulässt. Außerdem wurden weitere Proben mit Formalin- und Iodlösungen fixiert, um sie für detaillierte mikroskopische Untersuchungen in Bremerhaven haltbar zu machen. Nach der Schicht standen dann noch diverse Pack- und Aufräumarbeiten an oder es mussten Berichte geschrieben, Fotos und Videosequenzen für einen Diavortrag vorsortiert oder Ideen für Unterrichtsmaterial zusammengetragen werden. Außerdem stellen die unterschiedlichen Arbeitsgruppen beim abendlichen Meeting ihre vorläufigen Forschungsergebnisse dieser Expedition vor. Das ist für mich natürlich besonders interessant, weil ich da in kürzester Zeit sehr komprimierte Informationen erhalte und auch die ein oder andere Abbildung oder das ein oder andere Diagramm für Unterrichtsmaterialien abstauben kann.

Also über Langeweile kann man sich an Bord wirklich nicht beklagen. Es ist schon eine sehr intensive und hochinteressante, zum Teil aber auch sehr anstrengende Zeit, die jetzt so langsam zu Ende geht. Das Schiff leert sich zusehend, die meisten Geräte und Laborausstattungen sind in den Containern verschwunden und dort, wo in den letzten zwei Monaten das Forscherleben tobte, werden die letzten Kisten gepackt und beschriftet, es wird gespült, geputzt und gefegt, damit die nächsten Wissenschaftler, die schon Ende Oktober wieder von Kapstadt aus in die Antarktis starten, die gleichen hervorragenden Forschungsbedingungen vorfinden, wie wir vor zwei Monaten in Punta arenas.
Auf der Fahrt nach Norden ändern sich jetzt sehr schnell Wasser- und Lufttemperatur und jeder an Bord freut sich auf den Frühling in Südafrika. Wir werden jetzt noch etwa vier Tage bis Kapstadt brauchen und halten dann am Horizont nach dem Tafelberg, dem Wahrzeichen Kapstadts, Ausschau. Damit wird es jetzt auch Zeit, meine „Live-Berichterstattung“ von der Südhalbkugel zu beenden. Ich hoffe, dass Euch und Ihnen diese Informationen Spaß gemacht haben und dass Ihr einen Eindruck vom Leben auf dem außergewöhnlichen Forschungsschiff POLARSTERN gewinnen konntet. Ich habe jede Minute genossen, freue mich jetzt aber auf meine Familie, auf Land und auf Bäume.
Ein herzliches Dankeschön an das AWI, an Fahrtleiterin Dr. Bettina Meyer und alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Bord, an Kapitän Stefan Schwarze und seine POLARSTERN-Crew und natürlich an Schulleiter Detlef von Elsenau und alle Kolleginnen und Kollegen am HHG sowie die Bezirksregierung in Arnsberg. Ein spezielles Dankeschön geht an Oliver Gorski, der diesen Internet-Blog eingerichtet und gefüttert hat und an meine Familie, die zwei Monate lang das Schiff ZUHAUSE ohne mich gesteuert hat.

Wir sehen uns am HHG oder sonst wo!

Schöne Grüße

Torsten Nitsch